Naturdenkmal soll kein Bühnenbild sein - Die BUND-Ortsgruppe Kernen lehnt den „unsinnigen Skywalk“ in den Sieben Linden ab.
FZ vom 04.11.2015, Eva Herschmann
Nächsten Dienstag soll der Gemeinderat darüber entscheiden, ob in das Naturdenkmal Sieben Linden zur Remstal-Gartenschau ein Steg mit Aussichtsplattform gebaut wird. In der Pressekonferenz hat sich Bürgermeister Stefan Altenberger zuversichtlich gezeigt, dass die Pläne von Schlaich, Bergermann und Partner verwirklicht werden (wir haben berichtet). Doch die Ortsgruppe Kernen des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und der Naturschutzbund (Nabu) Waiblingen machen gegen den „unsinnigen, unnötigen und teuren“ Skywalk mobil.
In der Arbeitsgruppe „Aktiv und Natur“ sei der Steg abgelehnt worden, sagt Andrea Höchstädter, die seit dem Rücktritt von Martin Schröter als stellvertretende Vorsitzende die BUND-Ortsgruppe leitet. Dass so die Bürgerbeteiligung zur Vorbereitung der Interkommunalen Gartenschau 2019 missachtet wird, missfällt ihr. Vor allem aber kritisiert sie den „unrechtmäßigen Eingriff“ in ein Naturdenkmal, der ohnehin nur mit Genehmigung des Landratsamts möglich ist. „Wir haben den Eindruck, die Verwaltung will hier vor Ort schnell alles in trockene Tücher bringen und dann eben noch rasch die Behörde fragen.“ Höchstädter verärgert dieser Umgang mit Natur und Naturschutz. „Was hat ein Schutzstatus für einen Wert, wenn er unterlaufen wird?“ Sie kenne das Zwischengutachten, in dem die Biotopflächen aufgelistet seien. „Vielleicht hat eine Fettwiese nicht den Wert eines Magerrasens, aber sie gehen ineinander über, auch für die Lebewesen. Das Ganze ist ein System, keine Insel.“
Dass nur ein Bäumchen dem Steg zum Opfer fallen wird, kann Andrea Höchstädter nicht glauben. Der BUND fürchtet aber nicht nur Spuren in einem der Vorzeige-Naturdenkmale auf Kernener Gemarkung, sondern auch einen Zustrom von Menschen. Die bisherige Besucherfrequenz war für das Ökosystem Sieben Linden tolerierbar, ein Anstieg, der von der Gemeinde ja auch erhofft werde, wirke sich auf Fauna und Flora aus. Für den BUND stelle sich die Frage, wie dies ohne Parkplatz bewältigt werden soll. „Wer zur Gartenschau da oben hin will, macht mit seinem Auto einen Abstecher und fertig.“ Es widerspreche sich aber, wenn einerseits beklagt werde, dass es keine Schmetterlinge mehr gibt und zugleich ihre Lebensräume gestört würden. Dabei sei der Blick auch so schon schön genug. Vielleicht müssten einfach nur die Büsche etwas zurückgeschnitten werden.
Der Steg bringe Verkehr, Lärm und Müll in ein sensiblen Gebiet, sagt Andrea Höchstädter. „Natur ist scheinbar für die Planer der Gartenschau und einige gewählte Verantwortliche dafür da, ein Bühnenbild für Events abzugeben.“ Die Verwaltung betont zwar, dass der Eingriff minimal ist, dem BUND ist er dennoch zu groß. Zumal es laut Ansicht der Umweltschützer Plätze mit besserer Rundsicht gibt. „Unser Vorschlag wäre die Hoffmanns Höhe auf der Grenze zwischen Stetten und Rommelshausen. Von dort aus sieht man das ganze Remstal, der Blick ist viel offener“, sagt Höchstädter.
BUND und Nabu haben deshalb eine Aktion gestartet. Unter der Überschrift „Kein Steg bei Sieben Linden“ sollen sich alle Kritiker des Vorhabens per Mail bei den Gemeinderäten, beim BUND Kernen und Nabu Waiblingen melden. „Mit wem ich bisher gesprochen habe in Stetten, der ist dagegen“, sagt Andrea Höchstädter. Viele wollten dort keine Veränderung. „Und das wäre die Konstruktion, auch wenn sie nicht schlecht aussieht.“ Außerdem sei an Silvester die Y-Burg ein beliebter Treffpunkt für Silvesterfeuerwerker. „Mit dem Steg bieten wir denen eine neue Abschussrampe.“