Ja, aber nicht vor der Haustür - Reichlich Widerstand erntet Kernener Baukonzept: Flüchtlingsheim, Tagespflege und Kinderbetreuung als Nachbarn vorgesehen
WKZ vom 23.10.2015, Diana Nägele
Es könnte ein Vorzeigeprojekt werden, „das es so im Rems-Murr-Kreis noch nicht gibt“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger. Dennoch waren viele Anwohner, die zur Bürgerinformationsveranstaltung kamen, nicht mit den Ideen der Verwaltung einverstanden. Ihr Wunsch richtet sich gegen eine Bebauung und für den Bolzplatz.
304 Unterschriften legte Thorsten Hegemöller von der Bürgerinitiative Bolzplatz in Rommelshausen Bürgermeister Stefan Altenberger und Beigeordnetem Horst Schaal in der Alten Kelter auf den Tisch. „Es ist ein Armutszeugnis der Gemeinde, dass nicht einmal diese Fläche erhalten bleibt“, warf er der Verwaltung vor und nannte Alternativen – Flächen, die sich der Meinung der Bürgerinitiative nach besser für eine Bebauung eignen würden. Darunter der Parkplatz in der Weinstraße unweit der Stettener Glockenkelter oder die Fläche beim Aldi in Rommelshausen. Ebenso wiesen sie auf Mietangebote von Privateigentümern hin, die sich ihrer Meinung nach als Unterbringung von Asylbewerbern eignen.
Dabei hat Sozialministerin Katrin Altpeter, die vor kurzem zu Gast in einer Gemeinderatssitzung gewesen ist, das Projekt als innovativ bezeichnet, „weil es unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen auf gemeinsamem Raum“ vereint (wir berichteten). Die Rede ist von einem Miteinander von Jung und Alt. Raum zum Kicken soll es auch in Zukunft geben, wie auch Bäume zum Klettern – beides aber nicht mehr in dem Ausmaß, wie es jetzt der Fall ist. Auch das Biotop soll bleiben, aber in neuem Glanz erstrahlen.
In der Seestraße könnte sich die Verwaltung vorstellen, dass dort die Sozialstation, eine Tagespflege, zusammen mit einer Kleinkindbetreuung sowie dem Schülertreff und daneben eine Anschlussunterbringung für Asylbewerber, also Flüchtlinge, die in Deutschland entweder geduldet oder anerkannt sind, hinkommt. Das Ganze könnte auf insgesamt 710 Quadratmetern Fläche entstehen. „Wir wollen ein gewisses Miteinander sicherstellen“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger. Die Sozialstation könnte als eine Art soziale Kontrolle funktionieren. Dass sich Bürger in der Gemeinde eine Tagespflegeeinrichtung wünschen, wo pflegebedürftige Angehörige, morgens hingebracht, einen festen Tagesablauf haben und abends abgeholt werden, steht schon lange im Raum. Heike Grech, Betriebsleiterin der Sozialstation, stellte bei der Bürgerinformation zur Seestraße ein Konzept vor, das einleuchtet. Neben den Mahlzeiten können sich Pflegebedürftige unterschiedlich beschäftigen, sei es durch Gedächtnistraining, gemeinsames Spielen oder Singen. Bei der Realisierung des Projekts soll ein Raum für Krankengymnastik eingeplant werden. Dadurch, dass die Seestraße sowohl zentrumsnah als auch von der Geografie eben ist, könnten die Betreuer mit den Pflegebedürftigen einkaufen und anschließend gemeinsam kochen. Anwohner: Der Bolzplatz soll als Raum für Kinder erhalten bleiben
Unweit des Areals in der Seestraße, das bebaut und teils umgestaltet werden soll, ist bereits der Kindergarten Regenbogen und das Kinderhaus Sonnhalde. Der neue Gebäudekomplex könnte in L-Form entweder als zwei getrennte oder ein verbundenes Element realisiert werden – zweistöckig: Unten wäre Platz für Sozialstation und Tagespflege, darüber für die Kinderbetreuung und den Schülertreff. Bis zu 50 Asylbewerber sollen in der derzeitigen Obdachlosenunterkunft untergebracht werden, entweder in einem Anbau an das bestehende Gebäude oder in einem Neubau, weil das Obdachlosenheim ohnehin sanierungsbedürftig sei. Das neue Fußballfeld ist deutlich kleiner als der bisherige Bolzplatz mit einer Größe von 24 auf 15 Metern. Die Bäume zur Straße hin sollen bleiben. „Eine Machbarkeitsstudie“, so Schaal. „Den Grundsatzbeschluss muss der Gemeinderat fassen.“
Die Fläche ist nicht nur eine brachliegende Wiese, erklärte Günter Wahler von der Bürgerinitiative. „Für uns ist sie ein Stück Heimat.“ Der Bolzplatz sei stark frequentiert und zusammen mit den Bäumen und dem Gelände drumherum für Kinder „ein riesiger Abenteuerspielplatz“, sagte eine Anwohnerin. Eine Verkleinerung sei kein Ersatz – und schon gar nicht in dem kleinen Format, wie es die Verwaltung vorgestellt hat, sind sich viele Anwohner einig. Andere erinnern daran, dass ihnen ihr Bauplatz damals mit dem Bolzplatz als Spielplatz vor der Nase schmackhaft gemacht wurde. „Jetzt werden uns Möglichkeiten genommen“, so ein Besucher. Auch wird Bedenken geäußert, ob das Miteinander von Jung und Alt so harmonisch funktioniere, wie es von der Verwaltung vorgestellt wird, oder sich Pflegebedürftige durch den Lärmpegel der Kinder gestört fühlen und dies zu Streitereien führt. Obwohl die Seestraße keine Durchgangsstraße ist, herrsche reichlich Verkehr. Mit der Bebauung würde das höchst wahrscheinlich zunehmen, so die Anwohner weiter. Die Verwaltung versicherte, dass noch nichts entschieden sei und alle Anregungen in die weiteren Diskussionen aufgenommen werden.
Zu wenig Verständnis von Diana Nägele
Was ist eigentlich in Kernen los? Kaum fallen die Wörter Flüchtlinge, Neubau und Standortfrage tut sich gleich eine Bürgerinitiative dagegen auf. Andere Kommunen strotzen nur so vor Hilfsbereitschaft. Dabei steht die Verwaltung unter Zugzwang, denn wenn die Flüchtlinge kommen, muss sie ihnen ein Zuhause anbieten. Sicherlich wird das nicht der letzte Standort sein, der den Bürgern als Ort einer möglichen Unterkunft präsentiert wird. Für ein harmonisches Miteinander macht es keinen Sinn, wenn dies fernab vom Leben im Ort gebaut wird, wie es die Bürgerinitiative vorschlägt. Da drängt sich die Frage auf, ob Vertreter der Bürgerinitiative den Bolzplatz als Gegenargument nur vorschieben. Kinder finden auch auf einem kleineren Feld, wie es das Konzept vorsieht, Platz zum Spielen. Sicherlich wird die weitere Planung mehr Einsicht bieten. Immerhin handelt es sich hierbei um einen Entwurf, eine Idee für ein Konzept und nicht mehr. Kernener Verwaltung stellt in der Alten Kelter Interessierten ihre Ideen zur Bebauung des Geländes in der Seestraße vor. Bild: Habermann
.. eigentlich erwarten man von der Pressse eine unabhängige Darstellung und auch eine entsprechende Berichterstattung. Dies hat Sie scheins wohl vergessen!!!!!!