Spielen ist eine lebensnotwendige Voraussetzung für die gesunde seelische und körperliche Entwicklung von Kindern. Durch die bauliche Verdichtung sind Spiel- und Bolzplätze oft die letzten Freiflächen, auf denen Kinder und Jugendliche (und Erwachsene, Bolzplatz betreffend) sich ungestört treffen können.

Flüchtlinge, die vor Krieg und Gewalt, Not und Unterdrückung aus ihrer Heimat geflohen sind, brauchen Schutz und Hilfe. Das unterschreiben wir sofort! Aber wir geraten in einen Interessenkonflikt, denn wir möchten für unsere Kinder (und die Nachbarskinder) das bisschen Grün hier Drumherum und die Spielflächen ebenfalls schützen. "Der junge Mensch braucht seinesgleichen - nämlich Tiere, überhaupt Elementares: Wasser, Dreck, Gebüsche, Spielraum. Man kann ihn auch ohne dies alles aufwachsen lassen, mit Stofftieren, Teppichen, auf asphaltierten Straßen und Höfen. Er überlebt es, doch man soll sich dann nicht wundern, wenn er später bestimmte soziale Grundleistungen nicht mehr erlernt." so der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich in seinem Buch "Die Unwirklichkeit der Städte". Es erweckt den Eindruck, dass die Politiker bei den kommunalen Planungen sehr oft die fundamentale Notwendigkeit der Kinderfreiräume in der Natur vergessen haben.

Abgesehen von der Spielfläche wäre es wirklich ein Raubbau an der Natur, sollte diese wertvolle Grünfläche in der Seestraße dem Bagger zum Opfer fallen... Denn auch wenn die Planung vorsieht, die Büsche und Bäume stehen zu lassen, so verändert eine Bebauung diese Fläche schon enorm. Und wer weiß, ob man dann nicht doch noch (einige) Bäume fällen muss, wenn die Baustelle errichtet wird. Die Gehölze sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere, nicht nur für Vögel, den es auch zu schützen gilt.

Wir können uns hier in der Gegend gar keine Ausweichmöglichkeit vorstellen, wo sollen die Kinder denn dann hin zum Spielen? Schließlich haben wir nicht das Glück wie die Anwohner auf der Reute oder im Kleinen Feldle, die einen großzügigen Spielplatz von der Gemeinde erhalten haben. Obwohl damals auch extra Familien mit Kindern für das Neubaugebiet Halde Süd angeworben wurden. Hier wohnen Kinder! Und die möchten spielen, sich frei (in der Natur) bewegen! Ja, der Bolzplatz wird genutzt! Wir setzen uns daher für den Erhalt des Bolzplatzes und der Grünanlagen ein! Wenn schon der Bolzplatz am Bürgerhaus nicht erhalten werden konnte, dann wenigstens unserer in der Halde Süd / Seestraße!

Warum der Bolzplatz wo wichtig ist, auch trotz des demographischen Wandels

Bolzplätze müssen für die jungen Freizeitkicker unbedingt erhalten werden! Hat denn keines der Gemeinderatsmitglieder in Kernen in seiner Kindheit/Jugend Fußball gespielt? Das gilt es zumindest anzunehmen, wenn man von der einstimmigen Abstimmung zur Bebauung des Bolzplatzes in der Seetraße am 23.4.15 erfährt. Bolzplätze sind wichtig für den Nachwuchs! Denn hier geht es um die ursprünglichste Form des Fußballs, das informelle freie Kicken auf dem Bolzplatz. Bei diesem „Freien Spiel“ lernen die Kids doch spielerisch das, was auch im Vereinsfußball von ihnen gefordert wird: Dribbling, Zweikampfverhalten, schnelles und kurzes Passspiel und natürlich der saubere Abschluss mit einem platzierten Torschuss. Das absolut Wichtigste am Bolzplatz ist aber, dass Kinder und Jugendliche hier jederzeit einen Treffpunkt haben und gemeinsam mit ihren Freunden Spaß (!!!) haben können. Der Bolzplatz bringt die Jugendlichen zusammen. Das sieht man auch an der Seestraße. Hier kicken die Jungs aus der Seestraße zusammen mit den Kindern aus der Obdachlosenunterkunft, Kinder aus der christlichen Gemeinde und anderer Religionien oder Pfadfindergruppen. Dass die familiären, religiösen oder kulturellen Wurzeln der Jungs ganz unterschiedlich liegen - egal! Die Herkunft spielt auf dem Platz keine Rolle, der Ball ist wichtig.

Die 4 städtischen Bolzplätze in Rommelshausen und Stetten tragen ihren Teil dazu bei, dass Integration gelingt und die Kids ihre Freizeit sinnvoll ausfüllen. Sie sind also nicht nur aus pädagogischer Sicht unbedingt zu erhalten.

Den Running-Gag "Die dicken Kinder von Landau" kennt wohl jeder... Bald können wir rufen "Die dicken Kinder von Kernen", wenn dieser kinderfeindliche Bebauungsplan tatsächlich umgesetzt wird.